Der Verein zum Erhalt Wilhelmshavener Baukultur e.V. hat im April 2019 die Aufgabe übernommen, den historischen preußischen Wasserturm von 1870 der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und kulturell mit Leben zu füllen. Für diese Aufgabe bildet die Ausstellung "Schichten und Spuren" den Auftakt und ist zugleich der Festbeitrag des Vereins zur 150-Jahr-Feier der Stadt Wilhelmshaven.

Stadt- und Ortsbilder sind das Ergebnis verschiedener Zeitschichten, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Das baukulturelle Erbe der jeweiligen Zeitschicht ist nicht unverändert erhalten, dennoch verbleiben davon Spuren als Fragmente in der Stadt. So ergibt sich immer eine Mischung aus Alt und Neu – ähnlich einem Palimpsest, das heißt einer mittelalterlichen Handschrift auf Pergament, das beschrieben, durch Abschaben gereinigt und danach neu beschriftet wurde.

Die Stadt kann somit wie ein Geschichtsbuch gelesen werden. Die in Bauten gespeicherten Informationen liegen wie Jahresringe in mehreren Schichten unter der sichtbaren Oberfläche. Das Schicksal von Wilhelmshaven ist mit dem wechselvollen 20. Jahrhundert verbunden, das durch Preußen, Kaiserreich, Erster Weltkrieg, Revolution, Demokratie, Diktatur, Zweiter Weltkrieg, Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. So lässt sich eine deutliche Verbindung mit den Geschehnissen der jüngeren deutschen Geschichte in baulichen Spuren nachverfolgen.